Mein Kopf ist so laut. Überlagert von all dem Wissen, den Erfahrungen, den Sorgen und Ängsten, die ich im Laufe meines Lebens angehäuft habe. Es ist ein Sammelsurium, wie ein Museum. Und auch wie in einem Museum ist manches ein wenig verstaubt, wenn ich mich nicht regelmäßig darum kümmere, abstaube und Platz für Neues schaffe.
Wenn ich meinen Verstand als ein Museum betrachte, das ich besuchen kann, wann immer ich Lust habe, dann öffnet sich etwas in mir. Ich kann mich erinnern, etwas teilen, nachspüren – und auch ganz bewusst wieder daraus entschwinden. So entsteht Raum. Raum für Neues, für Bewegliches, für das Leben.
Jede Erfahrung wandert direkt in meinen inneren Erinnerungsraum. Ich kann ihn betreten und dabei vielleicht ganz neue Dinge entdecken. Neue Nuancen. Wie bei jedem Museumsbesuch, auch wenn es dieselbe Ausstellung ist, kann alles plötzlich ganz anders erscheinen.
Ich entdecke etwas, das mir vorher nicht aufgefallen ist. Ich sehe Dinge aus einer anderen Perspektive. Manches nehme ich gar nicht wahr, obwohl ich es beim letzten Mal lange betrachtet habe. Neue Gedanken und Gefühle tauchen auf. Sie waren mir bislang verborgen geblieben. So bringe ich Bewegung in das Statische, in das bereits Erlebte – und mache es wieder lebendig.
Das ist für mich eine Form von Weiblichkeit. Sie umspielt mich und meine Erfahrungen wie Wasser, das sich um die Steine eines Flussbetts schlängelt. Jeder Wassertropfen sucht sich seinen eigenen Weg, um ans Ziel zu kommen.
Diese Bewegung bleibt offen und frei für neue Verbindungen. Sie fühlt sich manchmal angezogen, manchmal abgestoßen. Sie tanzt in einem Rahmen, den ihr die Erde, die Steine, die Festigkeit um sie herum geben. Doch dieser Rahmen ist kein Zwang. Er schränkt nicht ein. Er erlaubt das Fließen und gibt eine Richtung vor, die alle Tropfen an denselben Ort führt. In das große, weite Meer, in dem sich alles wiederfindet. Wo nichts verloren geht. Wo alles bereit wird für die nächste große Reise.
So ist auch meine Weiblichkeit ein Tanz im Leben, in meinem Körper und in dieser Welt. Die Welt gibt mir einen Rahmen, in dem ich das Weiche, das Fließende entfalten kann. In all seinen Farben und Ausdrucksformen. Genau so, wie ich es mir vorstellen kann.
Wenn ich mich innerlich zurücklehne. Wenn ich dem ersten Impuls zur Aktion widerstehe, der sofort nach vorn drängt. Wenn ich erst dann handle, wenn ich einen leisen Impuls aus der Tiefe meines Inneren spüre – ein sanftes, freudiges Ziehen.
Dann weiß ich: Das ist der Moment. Da meldet sich meine Intuition. Da spricht meine innere Stimme. Und sie lädt mich ein, mit ihr in meinen eigenen Fluss zu gehen.